28
Die Heldenzeit der Perserkriege.
Und dieser furchtbaren Heimsuchung standen Sparta und Athen fast allein gegenüber; die anderen Staaten unterwarfen sich dem Feind oder schickten sich dazu an.
* *3. Die ungeheuern Zahlen freilich, die Herodot nach den Angaben seiner griechischen und morgenländischen Gewährsmänner bietet, sind vor den prüfenden Blicken deutscher Geschichtsforscher stark zu-sammengeschrumpft. Immerhin mögen es 100000 Mann gewesen sein ohne den Troß. Und welch ein Bild muß das Heer geboten haben mit seinem Vielerlei von Völkerschaften, Trachten und Waffen! Turban und Mütze wechselten mit ehernen und ledernen, hölzernen und geflochtenen Helmen, mit Pferdeköpfen und Fuchspelzen, Kaftan und Panzer mit Löwen- und Pantherfellen, Lanze und Bogen mit Keule und Art, mit Schwert und Dolch. Nomadische Reiter führten Schlingen mit; indische Hunde und Wildeselgespanne fehlten so wenig wie arabische Kamelretterei. Die Flotte bestand, die Transportschiffe wohl mitgerechnet, aus mehr als 1200 Segeln, bemannt mit Phöniziern, Ägyptern, asiatischen Griechen, darunter die mutige Königin Artemisia von Halikarnaß. Die Lücken, die Krankheit und Tod in die Reihen rissen, wurden durch Zuzug thrakischer Abteilungen immer wieder ausgefüllt.
Das delphische Orakel riet den Athenern, auf ihre hölzernen Mauern, die Schiffe, zu vertrauen und ans Ende der Welt zu fliehen. Dem Bündnis Athens und Spartas traten nur Platää und Thespiä bei und Athens erbitterter Nebenbuhler zur See, die Insel Ägina. Aber die Haufen des Orients wurden durch Peitschenhiebe zum Marsch und in die Schlacht getrieben; die Hellenen stritten für ihre Freiheit.
□ Das Tempe-Tal und Thessalien mußten aufgegeben werden. □
480 4. In den Thermopylen, im „Tor der warmen Quellen",
erwartete der junge Spartanerkönig Leonidas mit 300 spartanischen Hopliten und 6000 Bundesgenossen den Feind; es war ein Engpaß zwischen dem Eebirg und dem Meer, kaum breit genug für einen Wagen.
* * Seine rechte Flanke deckte die Flotte beim nordeuböischen Vorgebirge Artemision gegen die persische Seemacht, der ein Sturm an der thessalischen Küste schweren Schaden getan hatte. Bald be-
□ gann der Angriff zu Wasser und zu Lande.q
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Jeertes. Die Thermopylen-Schlacht. Iii 62—61. 29
Lerres' 5terntritppen gingen vor; die Barbaren prahlten, ihre Pfeile würden die Sonne verdunkeln. Am Abend kamen sie zurück mit schwerem Verlust, „viele Leute, aber wenig Männer". Am folgenden Tage griff unter des Königs Augen seine goldstrotzende Garde an, die 10000 „Unsterblichen". Die Griechen lockten sie durch verstellte Flucht in den Engweg, fielen sie dann unversehens an und warfen sie über den Haufen.
Endlich soll ein Eingeborener, Ephialtes, um schnödes Geld Xerres' Truppen auf einem halbverschollenen Bergpfad in den Rücken der Griechen geführt haben. Im Morgengrauen erfuhren die Hellenen ihr Verhängnis. Jetzt entließ Leonidas die Bundesgenossen; die Spartaner wollten mit ihrem Röntge sterben.
Unter den Klängen ihres Kriegsgesanges, Blumen im Haar, schritten die Griechen in den letzten Kamps.. (Ais die Lanzen zersplitterten, schwangen sie Schwerter und Messer; ja mit Steinen und Zähnen tobten sie gegen den Feind. Da starb König Leonidas den seligsten Mannestod; über seiner Leiche sielen zwei Brüder des Groß-königs. Auf einem Hügel im Passe drängte sich das Heldenhäuflein zusammen; erst mit dem Tode des letzten Griechen endete das Ringen.
5. Den unsterblichen Ruhm der Gefallenen pries ein steinerner Löwe auf ihrem gemeinsamen Grab und die Inschrift:
Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten: du habest uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl!
O Inzwischen hatte auch die Flotte am Artemision tapfer ge- * fochten; erst nach Leonidas' Untergang trat sie den Rückzug an.d □
6. Themistokles und die Seeschlacht bei Salamis.
1. Den entscheidenden Schlag aber führte Athen.
Themistokles hatte die Bürger bewogen, eine Flotte von 100 Segeln zu bauen.
*Die ältern Staatsmänner erblickten das Heil der Stadt in ihrem * Hoplitenheer, Themistokles allein in der Seemacht: auch Athens Zukunft lag auf dem Wasser. Nach langen Kämpfen wurde sein angesehenster Gegner, Arist ei des, durch die Volksabstimmung eines „Scherbengerichte" ehrenvoll verbannt. Nun bewog er die .Bürger,
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30
Die Heldenzeit der Persertriege.
den Hafen Peiraieus (Piräus) anzulegen und die Pachtüberschüsse aus den Bergwerken des Laurion-Eebirgs, die sie seit dem Ende der Tyrannis alljährlich unter sich verteilten, auf die Erbauung von Dreideckern zu verwenden. Hinter diesen „hölzernen Mauern" gedachte Themistokles Athen zu retten. Obgleich am Artemision die junge Flotte und ihr Führer Themistokles sich gut bewährt hatte, überließ man den Oberbefehl der Eintracht zuliebe auch zur See
D den Spartanern.^
2. Verwüstend flutete der persische Heeresstrom gegen Hellas heran; die Städte gingen in Flammen auf. Auch in Athen war Widerstand unmöglich. Aber hier war alles einmütig entschlossen. Die Verbannten wurden heimgerufen, die Vaterstadt preisgegeben: Bürger und Bauern, Vornehme und Geringe mit Weibern, Kindern, Greisen suchten Zuflucht auf den Schiffen, die sie auf den Inseln
480 Ägina und Salamis und auf dem gegenüberliegenden Festland in Sicherheit brachten. Von dort sahen sie die Feuersäulen, die von ihrer Stadt aufstiegen und von der Burg mit ihren Tempeln.
* *300 Segel stark, stand die hellenische Flotte in der Bucht von Salamis, zweifelhaft, ob die Perser sich zum Angriff aufraffen würden. Da sandte Themistokles in der Nacht einen zuverlässigen Sklaven, den Hauslehrer seiner Kinder, insgeheim an Terres: er wünsche den Sieg des Königs und rate ihm, die Hellenen zu um-
□ stellen, ehe sie ihm entwichen.^
Endlich erschien die Flotte der „Barbaren". Zuversichtlich sahen die Griechen, vor allem die Athener, der Entscheidung entgegen. In geschlossener Ordnung gingen ihre Schiffe vor zum Kampfe fürs Vaterland, für Kinder und Weiber, für Göttersitze und Ahnengräber.
* *Aus der Bucht zwischen Salamis und dem Festland vorbrechend, trieben die attischen Trieren die Perserschiffe den Ägineten in die Hände, die am östlichen Ausgang der Meeresenge lauerten; wer sich auf das mitten in der Wasserstraße gelegene Eiland flüchtete, den nahm Aristides mit attischen Hopliten in Empfang; in der Nacht
□ war er aus der Verbannung zurückgekommen. □
3. Mut und gelenke Kraft waltete auf beiden Flotten. Schiff lief gegen Schiff, mit dem Erzschnabel es in den Grund zu bohren. Aber die persischen Fahrzeuge hinderte ihre eigene Menge; im Eifer überrannte eines das andere.
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Der Peloponnestsche Krieg.
die Ionier im Barbarenlager zu ihren Stammesgenossen über: im Krieg erwachte das Gefühl der Zusammengehörigkeit, wie 1914 bei den Deutschen über See. Die Athener erstiegen die feindlichen Schanzen, und die Spartaner vollendeten den Sieg.
3. Im Ansturm aus das kleine Griechenvolk war das persische Weltreich zuschanden geworden. Immer kraftloser wurde sein Widerstand. Noch einigemal fochten die Athener, namentlich unter Mil-tiades' Sohn 5limon, ruhmvoll gegen die Perser und brachten reiche Beute heim. Nach drei Jahrzehnten erlosch der Krieg ohne eigentlichen Friedensschluß. Rein Perserschiff ließ sich mehr blicken in den hellenischen Gewässern. Das Weltreich des Kyros und Dareios
□ reifte in langem Frieden seinem Untergang entgegen. □
Iv. Der Pelopormesische Krieg.
1. Perifies und die Glanzzeit Athens.
*1. Im Kampfe mit Persien zeigte sich Sparta nicht immer so groß, wie die Athener unter Thernistokles' Leitung. Ja, die Spartaner wußten den großen Mann bei seinen Mitbürgern zu verdächtigen, und der Netter der griechischen Freiheit schloß seine Tage m einer Stadt Kleinasiens, die König Terres dem heimatlosen Flüchtling geschenkt hatte.
Aristeides und Kimon, Miltiades' Sohn, nutzten das Ansehen aus, das Athen durch seine Taten und seine Opfer erworben hatte. Sie begründeten ein Bündnis Athens mit den Inseln und Städten des Archipels und des Hellespontes; Aristides vereinbarte mit ihnen die Zahl der Schiffe, die sie zur Bundesflotte stellen, oder, falls sie dazu die Macht oder die Lust nicht hatten, die Höhe des Beitrags, den sie zur Bundeskasse leisten sollten, deren Sitz die Insel Delos wurde. Athen aber mit seiner ruhmbedeckten Flotte war die
□ Hauptstadt dieses Seehundes.^
2. Athen stand an der Spitze Griechenlands. In Handel und Gewerbe, in Kunst und Wissenschaft entfalteten seine Bürger ihre reichen Kräfte. Der führende Staatsmann war Perikies.
*Wie Solon stammte er aus einem der angesehensten Geschlechter. Er liebte von Jugend auf den Umgang mit Künstlern und Gelehrten; in ihrer Gesellschaft eignete er sich würdevolle Haltung
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Alexander erobert die östliche Mittelmeerküste. V 41—5.
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3. Eilig ging's nun tiefer ins Innere. Die Königsstraße, auf der Kyros gen Babylon gezogen, führte das Heer nach Kilifien. Heiß vom Marsche, stürzte sich der König unweit Tarsos in den klaren, kalten Kydnosfluß. Plötzlich sank er unter; bewußtlos wurde er herausgetragen. Angst und Jammer erfüllte das Heer. Der Arzt Philippos aber erbot sich, ihn rasch zu heilen. Alexander trank den von ihm bereiteten Trank, während er ihm ein Schreiben seines Feldherrn Parmenion überreichte, das ihn vor dem Arzte warnte. Sein Vertrauen ward belohnt: nach wenigen Tagen trat er in voller Gesundheit wieder vor seine jubelnden Truppen. Es war die höchste Zeit.
4. Denn König Dareios Iii. hatte ein großes Heer zusammengezogen. An der Syrischen Pforte, bei Jssos, verlegte er dem 333 Eroberer den Weg. Aber das Schlachtfeld zwischen Gebirge und Meer war so eng, daß er seine Übermacht ebensowenig ausnutzen konnte, wie £erxes in den Thermopylen und bei Salamis. Alexander schlug ihn. Darius entfloh, seinen Wagen preisgebend samt Purpurmantel, Bogen und Schild*); in seinem Zelte fand man seine Mutter und seine Gemahlin, zwei Töchter und einen unerwachsenen Sohn. Alexander soll sie selbst besucht haben. Die greise Königin warf sich vor der hohen Gestalt seines Begleiters Hephästion nieder, den
sie für den König hielt; als sie wegen dieses Versehens sich entschuldigen wollte, tröstete sie der König: „Du hast nicht geirrt, Mutter: auch er ist Alexander." Der Freund seiner Jugend war sein zweites Ich.
*5. Bereitwillig öffneten die Küstenstädte Syriens und Phöni- * kiens ihre Tore. Neu-Tyrus jedoch, auf schroffer Klippeninsel gelegen, wollte dem Sieger wehren, dem Stadtgotte Herakles in seinem Tempel zu opfern. Da ließ er quer durch den Meeresarm aus Stein und Holz einen Damm aufschütten und der Festungsmauer gegenüber durch zwei Türme krönen; auf diesen standen, durch aufgehängte Häute vor den lyrischen Brandpfeilen gedeckt, die Geschütze, die auf die feindliche Stadt und Flotte Steine und Balken schleuderten.
In einer Sturmnacht aber füllten die Belagerten ein Schiff mit Schwefel, Pech und Neisig, führten diesen „Brander" leise bis an
*) Den entscheidenden Augenblick der Schlacht, roo der Perserkönig sich vor dem anstürmenden Alexander zur Flucht wendet, stellt ein berühmtes Mosaikbild dar, das in Pompeji gefunden worden ist und sich jetzt im Museum zu Neapel befindet (Abb. 7).
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Darius Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander
Alexander in Indien. V 63—64.
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söhn, der sich Buddha den Weisen nannte, alle Menschen seien gleich, auch die Unreinen (Paria), und die höchste Seligkeit sei Nirwana, das Aufgehen ins Nichts; daher suchten zahlreiche Buddhisten den Tod in dem heiligen Strome Ganges oder unter den Rädern des Götterwagens. lh □
3. Alexanders Sinn stand nach dem Gangesgebiet und dem Ost-meer. Aber das erschöpfte Heer weigerte sich weiterzuziehen. Vergebens bot der König drei Tage nacheinander seine Beredsamkeit auf; er nutzte sich zur Umkehr entschließen. Mit Freudentränen und Segenswünschen errichteten die Krieger zwölf turmhohe Altäre, die er ant Endpunkte seiner Taten hinterlassen wollte als fein Denkmal und zum Danke gegen die Götter.
* Tiefer als je ein Europäer war Alexander ins Morgenland ein- * gedrungen. Er hatte vom Ostmeer aus nach Westen fahren wollen bis zu den „Säulen des Herakles"; wie Asien sollte auch Afrika ihm untertan werden: ein noch weit umfassenderer Plan, als der Alkibiades vorgeschwebt hatte.
Zugleich wollte der große König die erreichten Länder erforschen. War der Indus der Oberlauf des Nils, wie Alexander wegen der Krokodile vermutete, oder floß er in den Okeanos? Auch den östlichen Arm der Indusgabel durchsegelte er und ließ sich auf den Indischen Ozean hinausfahren, dessen mächtige Gezeiten (Ebbe und Flut) großen Schrecken verursachten; er selbst brachte unter allen Europäern den Gottheiten dieses Meeres das erste Opfer dar.q □
4. Mit Tausenden neuerbauter Fahrzeuge fuhr Alexanders Admiral Nearchos den Indus hinunter, während das Heer am Ufer entlangzog. Nach manchen Kämpfen und Gefahren erreichten Schiffe und Heer den Indischen Ozean. Alexander opferte Poseidon einen Stier, eine Schale und Krüge von Gold.
Sein Rückweg nach Westen führte ihn durch die Wüste. Die Krieger ergötzten sich an einer Riesenart von Bärenklau, woran die Häslein hangen blieben; die phönizischen Händler, die dem Heere folgten, sammelten Gummiharz, das von den Myrten niederrann. Aber bald hörte aller Pflanzenwuchs auf. Monatelang watete das Heer, meist in Nachtmärschen, durch den tiefen, heißen Sand. Viele erlagen der Ermattung, dem Durste. Zuletzt verloren die Wegweiser die Richtung. Da ritt der König mit geringem Gefolge mühevoll zur
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Buddha Alexanders Alexanders Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders_Admiral_Nearchos Alexanders Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Indien Nirwana Afrika Indischen_Ozean Nachtmärschen
Zweiter Abschnitt.
Die Römer.
I. Sagengeschichte. — Die Könige von Rom.
1. Die Gründung Roms. Romulus.
a) Die Sage.
1. Die Gründung Roms schrieben die Römer Romulus und 753 Remus zu, Zwillingssöhnen des Kriegsgottes Mars (Ares) und bei
Rhea Silvia. Rheas Vater Nümitor sei König der Stadt Alba Longa im Lanbe Latium gewesen; sein Ahnherr Äneas, der Sohn bei Venus (Aphrobite), habe sich aus dem zerstörten Troia nach Italien geiettet. Numitoi waib von seinem Biubei Amülius entthront, seine Tochtei zui Piiesteiin bei Göttin Vesta, zui Vestalin gemacht, bamit sie unveimählt bleibe. Rheas neugeboiene Zwillinge liefe bei Rioneniöubei in einem Korb in die Tibei weifen; man zeigte noch lange den Feigenbaum, an dem sie hangen geblieben. Dort säugte die Kinbei eine Wölfin, bis sie bei Hirte Faustulus fanb und seinei Gattin brachte.
Die Jünglinge würden Führer der Hirten auf der Iagb und im Kampfe mit Räubern. Numitors Knechte, mit benen sie Streit angefangen hatten, nahmen sie gefangen und führten sie vor den Großvater. Er erkannte sie; sie erschlugen Amulius und gaben Numitor seinen Thron zurück.
2. Numitor schenkte seinen Enkeln den Berg Palatin, auf dem sie ihre Kinberjahre verlebt hatten, und sie grünbeten barauf eine Stadt. Romulus nannte sie nach seinem Namen Rom, und als Remus höhnenb über Wall und Graben setzte, erschlug er ihn mit den Worten: „So enbe, wer über meine Mauer springt!"
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Italische Völkerschaften. Die Horatiersage. I 16—23.
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ihren Töchtern und Mägden, um die Wolle zu spinnen, aus der neben Fellkleid und Fellkappe die Kleidung bestand. Hier fand der Hausherr mit seinen Söhnen Erholung von der schweren Arbeit des Feldbaus. Selbst der Vornehme schritt hinter dem Pflug: noch in den späteren Zeiten sollen selbst gefeierte Helden wie Cincinnatus zur Sommerszeit vom Pfluge weg an die Spitze des Heeres geholt worden sein.
Nachmals zogen sich eine Reihe kleiner Schlaf- und Speisezimmer um das Atrium hin, während die anfänglich wenig zahlreichen Sklaven in Dachräumen hausten. □ □
2. Die Sage. Horatia.
1. Kampflustiger alsnuma war der dritte König Tüll us Hvsti-lius. Selbst mit Roms Mutterstadt Alba scheute er den Krieg nicht. Auf den Vorschlag des Albanerfeldherrn fochten zwei Paar Drillingsbrüder, die sich in beiden Heeren fanden, im Einzelkampf um die Entscheidung. Zwei Römer fielen, die drei Albaner waren verwundet; da wendete sich der unversehrte Horatius arglistig zur Flucht, und als die drei Euriatier ihm nachsetzten, stach er sie einzeln nieder und raubte ihre Rüstung.
2. An des Königs Seite schritt Horatius dem Heere voraus der Heimat zu. Am Tore erwartete seine Schwester Horatia mit anderen Jungfrauen die Sieger. Sie war die Braut eines der (Euriatier gewesen; beim Anblick des Waffenrockes, den sie ihm gestickt hatte, brach sie in laute Klagen aus. Entrüstet stieß der Bruder sie nieder: „So fahre jede Römerin hin, die einen Feind betrauert!"
So endete jäh die Siegesfreude. König Tullus gebot dem Gerichte der „Zweimänner", zu richten nach altem Gesetz. Nach ihrem Spruch sollte Horatius gehängt werden am „Unglücksbaum". Da legte der König dem versammelten Volke die Sache vor, und es begnadigte den jungen Helden aus Mitleid mit dem greisen Vater.
3. Als aber der albanische Feldherr Rom die Treue brach, ließ der König Alba zerstören: nur die Tempel blieben stehen. Die Einwohner mußten nach Rom übersiedeln. Die vornehmsten wurden dem Adel eingereiht, den Patriziern, die von den ursprünglichen Ansiedlern stammten; der Rest vermehrte die Plebs, die zugewanderten Hausstände.
5*
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Die Verfassung am Ende des Königtums. I 3i—7.
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sich Hauptstadt und Heer unter L. (Lucius) Iunius Brutus. Das Königshaus wurde des Landes verwiesen; Rom ward eine Republik. 509 Alljährlich wählte die Heergemeinde zwei Konsuln zu Lenkern des Staates. Sie führten im Senat wie in der Volksversammlung den Vorsitz und befehligten das Heer. Mit ihren Namen wurde das Jahr bezeichnet. Die eigentliche Regierungsgewalt aber kam immer mehr in die Hand des Senates.
5. Junge Patrizier verschworen sich gegen die Republik; aber ein Sklave entdeckte ihre Pläne. Der Konsul Brutus ließ die Hochverräter, darunter seine eigenen Söhne, stäupen und enthaupten. Als dann der König mit einem etruskischen Heer heranrückte, eilte er ihm entgegen und fiel in siegreichem Reiterkampf am Walde Arsia.
Ein Jahr lang trauerten die Frauen Roms um den „Vater der Freiheit".
Gründung und Verfassung Roms im Lichte der Geschichte. *
6. Das älteste Rom lag auf dem Palatin; Reste seiner Ringmauer sind erhalten. Der nordöstlich vom Palatin liegende Quiri-nalische Hügel galt als die Sabinerstadl: den Namen Quinten, womit das versammelte Volk angeredet wurde, und den Götternamen des Romulus, Quirinus, brachte man damit in Zusammenhang.
Auf dem Berge Cälius östlich vom Palatin soll Tullius Hostilius die Albaner, auf dem südwestlich davon gelegenen Aventin Ancus Marcius die Plebejer angesiedelt haben. Servius Tullius habe noch den Esquilin und Viminal hinzugezogen und die sieben Hügel mit der Servianischen Mauer umschlossen.
Die drei letzten Könige sind Etrusker gewesen; Rom mutz mehrere Jahrhunderte unter der Herrschaft dieses ihm weit vorausgeschrittenen Volkes gestanden haben.
7. Die Servianische Verfassung ist das Ergebnis einer langen Entwicklung; sie stellt den Zustand dar, wie er etwa zu der Zeit gewesen sein mag, als die Republik entstand. Auch Servius ist wie Lykurgos nur „das Geschöpf seiner Schöpfung"; er mag der letzte König gewesen sein.
Rom war von Anfang an ein Kriegerstaat; im Zusammenhang mit der allgemeinen Wehrpflicht mutz es früh das allgemeine Stimmrecht eingeführt haben. Jeder <gürger roar Soldat. Schon damals dienten neben der „Klasse", dem Aufgebot des Adels,
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Extrahierte Personennamen: Iunius_Brutus Brutus Brutus Tullius_Hostilius Ancus_Marcius Servius_Tullius Servius
Extrahierte Ortsnamen: Rom Arsia Roms Rom Quirinus Rom
Vorwort zur gegenwärtigen Ausgabe.
Der Weltkrieg wird unser ganzes Unterrichtswesen, insbesondere den Unterricht in Geschichte, umgestalten und vertiefen. Schon sind in Preußen mehrere Verordnungen ergangen, die dieser Notwendigkeit Rechnung tragen.
Die vorliegende Neuausgabe der beiden ersten Bände hat sich begnügt, da und dort unerheblich erscheinende Namen und Ereignisse zu streichen oder zu kürzen, andere leise in die Beleuchtung des großen Geschehens zu rücken. Die Alte Geschichte möchte der Verfasser um keinen Preis aus unseren Schulen verschwinden sehen. Ihr Bildungswert wächst mit der Erweiterung unseres Erlebens, unseres Gesichtskreises. Darum hat die römische Kaisergeschichte (in dankbarem Anschluß an Th. Birts Römische Charakterköpfe) sogar eine Erweiterung erlebt, worin ihre Bedeutung für unsere Tage in dem Maße hervortritt, wie die Gegenwart ihren Personen und Bestrebungen gerecht zu werden lernt.
So kann die gegenwärtige Ausgabe ohne erhebliche Störung neben der früheren benutzt werden.
Frankfurt am Main.
E. Keller.
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